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Meerschweinchen

Herkunft

Meerschweinchen gehören zu den Nagetieren und stammen von den Hochebenen der Anden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ihre Domestikation um etwa 5000 bis 2000 vor Christus begann. Ursprünglich hielt man sie wegen ihres Fleisches als Schlachttiere. Sie sollen aber auch gegen den bösen Geist oder bei traditionellen Heilungsritualen eingesetzt worden sein.

Im 17. Jahrhundert brachten Seefahrer die Meerschweinchen von Südamerika mit nach Europa, wo sie beliebte Haustiere des Adels wurden. Zu den ersten Fans dieser possierlichen Nager gehörte Königin Elisabeth I, die selbst ein Meerschweinchen als Haustier hielt.

Wesen

Meerschweinchen sind tag- und dämmerungsaktive, gesellige und hochkommunikative Tiere, die in ihrer Wildform in Familienverbänden in Erdbauten oder Felsspalten leben. Meerschweinchen erreichen eine Körperlänge von 20-36 cm und weisen ein Gewicht zwischen 800 Gramm und 1,6 Kilogramm auf. Sie haben einen ausgeprägten Geruchs- und Hörsinn und werden durchschnittlich zwischen 4 und 10 Jahre alt, in seltenen Fällen auch älter.

Fortpflanzung

Meerschweinchen vermehren sich sehr schnell. Die Böcke müssen deshalb unbedingt vor der Geschlechtsreife kastriert oder von der Mutter und den Schwestern getrennt werden, um eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern.

Der Zeitpunkt der Geschlechtsreife ist umstritten. Die Geschlechtsreife erlangen weibliche Tiere mit drei Wochen, männliche mit etwa 4 Wochen. Das bedeutet, dass ein Sohn schon sehr früh seine Mutter oder Schwester decken kann, was zu Inzucht führt.

Die Weibchen sind ca. alle 14 Tage brünstig. Nach einer durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer von 68 Tagen bringen die Nager 2 bis 5 Junge zur Welt. Die Jungen sind keine Nesthocker. Sie laufen sofort herum, essen ganz normal, werden aber trotzdem 2 bis 3 Wochen von der Mutter gesäugt. Die Weibchen sind unmittelbar nach der Geburt wieder empfangsbereit.

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Woher kommt die Bezeichnung «Meerschweinchen»?

Ihr deutscher Name lässt sich einerseits auf ihre Quiek-Laute, die stark ans Grunzen junger Hausschweine erinnern, zurückführen. Das Wort „Meer“ kommt andererseits daher, dass Händler die Tiere mit ihren Schiffen übers Meer nach Europa brachten.

Auch in der englischen Bezeichnung «guinea pig» taucht das Wort «Schwein» (Englisch: «pig») auf, was die Vermutung über die Herkunft dieser Namenshälfte bekräftigt. Die Herkunft des englischen „Guinea“ ist bis jetzt allerdings noch nicht eindeutig geklärt. Einige Historiker vermuten, dass der Preis für ein Meerschweinchen damals einer Guinea-Münze entsprochen haben soll. Eine weitere Theorie des Ursprungs des Namens ist, dass Meerschweinchen im westafrikanischen Hafen Guinea mit den damaligen Sklavenschiffen nach Europa verschifft wurden.

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Meerschweinchen sind gesellig

Meerschweinchen sind hochsoziale Sippentiere, die niemals allein gehalten werden dürfen. Sie brauchen immer mindestens einen Artgenossen, um glücklich zu sein. Empfohlen wird grundsätzlich die Haltung von drei Meerschweinchen. So kann vermieden werden, dass ein Tier allein zurückbleibt, wenn ein anderes erkrankt oder stirbt.

Eine gut funktionierende Gruppe besteht aus einem kastrierten Männchen und zwei Weibchen. Bei einer reinen Weibchengruppe kann es gelegentlich zu Zankereien kommen. Sobald ein kastrierter Bock hinzugesellt wird, beruhigt sich die Lage allerdings in den meisten Fällen wieder. Eine kastrierte Männergruppe, die im jugendlichen Alter zusammengeführt wird, ist ebenfalls möglich.

Hoher Platzbedarf

Meerschweinchen sind sehr bewegungsfreudige Tiere, die nebst Umherlaufen und -rennen auch das sogenannte «Popcornen» zeigen. Dabei hüpfen die Nager durchs Gehege und schlagen mit den Hinterbeinen aus. Damit die Tiere diese Verhaltensweisen ausleben können, benötigen sie ausreichend Platz. Konventionelle Käfige sind in der Regel ungeeignet, auch wenn man den Nagern ab und zu «Freilauf» gewährt.

Innenhaltung

Möchte man die Meeris im Haus halten, sollte man ihnen eine Fläche von mehreren Quadratmetern, mindestens jedoch 2m2 für 2 Tiere, bieten können.

Kleinere Käfige müssen mit einer zweiten Etage inklusive Rampe und Häuschen eingerichtet werden, damit den Tieren schlussschlussendlich eine ausreichend grosse Fläche geboten werden kann.

Gut geeignet sind zusammenklappbare Maxiflex-Gehege (siehe www.kleintierstaelle.ch), welche in der Wohnung ganz einfach auf ein genügend grosses Stück stabilen Bauplastik gestellt und eingestreut werden können. Befinden sich noch andere Tiere im Haushalt (Hund oder Katze), so kann man zu diesen Gehegen auch die passenden Deckelemente mit dazu kaufen.

Auch ein Vivarium, welches aus einer offenen Wanne aus klarem Plexiglas besteht, kommt für die Haltung in der Wohnung in Frage.

Das Innengehege sollte an einem ruhigen und hellen Ort stehen, wo es aber nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Es muss immer für frische Luft gesorgt werden. Räume, in denen geraucht wird oder dauernder Lärm herrscht, eignen sich nicht für die Meerschweinchen-Haltung.

Aussenhaltung

Will man die Meerschweinchen draussen halten, muss das Freilandgehege gross, mit mehreren geschützten trockenen Aufenthaltsorten strukturiert sowie ein- und ausbruchsicher sein. Das Drahtgeflecht muss so engmaschig sein, dass weder Fuchs noch Marder durchschlüpfen können. Eine wetterfeste, isolierte Hütte, die einen offenen Zugang ins Gehege bzw. im Winter in den trockenen Auslauf hat, darf ebenfalls nicht fehlen.

Eine Gruppe von 3 bis 4 Meerschweinchen braucht eine Grundfläche von mindestens 4 m², die Höhe sollte 50 cm nicht unterschreiten. Damit sich kein Eindringling unter dem Gitter durchgraben kann, versenkt man das Drahtgeflecht noch mindestens 30 cm tief in den Boden.

Das Aussengehege wird vorzugsweise an einem geschützten Platz im Garten eingerichtet. Im Sommer müssen Meerschweinchen gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt werden, da sie gegenüber hohen Temperaturen sehr empfindlich sind. Die Tiere sollten nachts in einen sicheren, isolierten Stall eingeschlossen werden.

Einrichtung des Geheges 

Die Ausstattung des Geheges muss sowohl in der Innen- als auch der Aussenhaltung den natürlichen Bedürfnissen der Nager gerecht werden sowie ihre Sicherheit gewährleisten.

 Meerschweinchen sind Fluchttiere. Sie müssen sich jederzeit an einen geschützten Ort zurückziehen können. Mehrere Unterschlüpfe, jedoch aber mindestens einer pro Tier muss vorhanden sein. Als Rückzugsmöglichkeiten eignen sich wetterfeste Holzhäuschen, Harasse, Betonröhren (Durchmesser mindestens 20 cm), hohle Baumstämme, Korkrinden, Tannenäste und Wurzelstrunke, welche die Meerschweinchen auch gern als Klettermöglichkeit nutzen. Wichtig bei der Platzierung der Einrichtungsgegenstände ist, dass den Meerschweinchen immer ein Fluchtweg bleibt und keine Sackgassen entstehen.

 

 

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Beschäftigung

Meerschweinchen können vor allem durch eine abwechslungsreiche Fütterung und neue Gegenstände sinnvoll beschäftigt werden. Zum Beispiel können Salatblätter, Rüeblikraut oder Mangold aufrecht mit dem Stiel in eine Heuraufe oder in die Löcher eines Backsteines gesteckt werden, so dass sich die Tiere strecken müssen, um an das begehrte Grün zu gelangen. Gemüsestücke können auf einen Ast aufgespiesst und dieser in einen Backstein gesteckt werden. 

Fütterung

Meerschweinchen sind reine Pflanzenfresser und benötigen kein tierisches Eiweiss. Als Grundnahrungsmittel brauchen sie Heu in guter Qualität. Weil Meerschweinchen Vitamin C nicht selbst im Körper herstellen können, muss ihr hoher Bedarf (10mg pro kg Körpergewicht pro Tag) mit täglichem Raufutter wie Karotte, Apfel, Fenchel und Löwenzahn gedeckt werden. Ergänzend können diverse Salate wie Lattich, Chicorée, Endivien, Wiesenkräuter und Gemüse wie Chinakohl, Kohlraben, Broccoli, Sellerie und Gurken gereicht werden. Besonders beliebt bei Meerschweinchen ist Petersilie. Zusätzliches Vitamin C kann den Tieren in der Form von Tropfen dem Trinkwasser beigegeben oder auf dem Grünfutter verabreicht werden.

Die Fütterung der Meerschweinchen sollte drei Mal täglich erfolgen, morgens, mittags und abends. Am Morgen wird reichlich Heu gegeben, mittags Grünfutter und am Abend füttert man bei Bedarf etwas Körnerfutter.

Um die lebenslang wachsenden Nagezähne abzunutzen, können neben Heu auch Äste von Obstbäumen, Rottanne, Weide oder Haselnuss angeboten werden. Ferner müssen die Nager stets Zugang zu frischem, sauberem Wasser haben.

ACHTUNG: Kartoffeln und Avocado sind giftig für Meeris. Körnerfutter ist bei reiner Innenhaltung nicht notwendig. Nur bei Meerschweinchen, die ganzjährig im Freigehege gehalten werden, ist Körnerfutter – in beschränkter Menge und einmaliger Gabe am Abend – zu verantworten, vor allem im Winter.

Meerschweinchen haben – wie Kaninchen auch – einen Stopfmagen. Das heisst, dass ihr Darm nur in Bewegung bleibt und die Nahrung verdauen kann, wenn er neue Nahrung bekommt.

Meerschweinchen fressen den so genannten Blinddarmkot. Er enthält lebenswichtige Mineralien, Enzyme und Spurenelemente. Das Kot fressen ist wichtig und sollte keinesfalls unterbunden werden.

 

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Vergesellschaftung

Für die Vergesellschaftung der Meerschweinchen ist es wichtig, dass sich die Nager auf neutralem Boden kennenlernen. Findet die Zusammenführung gleich im eigentlichen Gehege statt, muss man dieses vorher unbedingt gründlichen ausmisten und reinigen. Häuschen und Röhren müssen gewaschen und das Gehege neu mit Heu und frischen Materialien aus dem Wald eingerichtet werden. Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass das Gehege ausreichend Platz bietet, damit sich die Tiere bei ihrem ersten Aufeinandertreffen aus dem Weg gehen können. Verstecke und Rückzugsorte müssen mehrere Ausgänge haben. Ansonsten kann es passieren, dass ein Meerschweinchen das andere in eine Ecke drängt, was für ein harmonisches Kennenlernen wenig zuträglich wäre.

Man sollte immer zuerst das neue Meerschweinchen in den Käfig setzen und dann das bereits heimische Tier dazu, um diesem den Heimvorteil zu nehmen.

Meerschweinchen sind keine Streicheltiere

Meerschweinchen sind keine Kuscheltiere. Sie mögen es nicht, festgehalten zu werden und reagieren darauf mit Angst und Stress. Wenn man sie auf den Arm nimmt und streichelt, halten sie zwar meist still, doch ist es mehr eine Schreckstarre als ein stilles Geniessen. Meerschweinchen fühlen sich besser, wenn man mit ihnen spricht und sie berührt, ohne sie aus dem Gehege zu nehmen, da sie so immer die Möglichkeit haben sich zurückzuziehen.

Meerschweinchen und Kaninchen zusammenhalten

Meerschweinchen und Kaninchen haben eine unterschiedliche Körpersprache und sind wenig geeignet eine Wohngemeinschaft zu bilden. Kaninchen kuscheln gerne miteinander. Meerschweinchen hingegen drängen sich nur zusammen, wenn sie Angst haben, ansonsten suchen sie aber selten körperliche Nähe.

Zeitaufwand und Kosten

Die Betreuung der Meerschweinchen braucht Zeit und kostet Geld. Die Tiere müssen täglich gefüttert und sorgfältig beobachtet werden. Mindestens einmal pro Woche muss das Gehege ausgemistet werden. Zudem muss die Behausung immer wieder neu und abwechslungsreich eingerichtet werden. Der Kauf oder Bau eines artgerechten Vivariums oder Geheges kann schnell einmal mehrere hundert Franken kosten.  Ganz zu schweigen von Heu, Einstreu, Futter und Tierarztrechnungen, die den Anschaffungspreis der Tiere rasch übersteigen.

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Quellen: eigene Erfahrungen, verschiedene Fachartikel und Fachbücher, Bundesamt für Veterinärwesen www.meinheimtier.ch/de/meerschweinchen, Merkblatt des Schweizer Tierschutz http://www.tierschutz.com/publikationen/ (>Heimtiere, >Meerschweinchen)

Buchempfehlung: Ruth Morgenegg, Artgerechte Haltung - ein Grundrecht auch für Meerschweinchen