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Tierische Senioren: Wenn Hund und Katz ins Rentenalter kommen

Nicht nur die Lebenserwartung des Menschen, sondern auch die unserer Haustiere ist in den vergangenen Jahren dank besserer Ernährung und medizinischer Versorgung deutlich gestiegen. So werden viele Hunde inzwischen 15 Jahre und älter, Katzen häufig auch 17 oder 18 Jahre und mehr.

Dabei gibt es allerdings auch bei den Tieren immer mehr Alters- und Zivilisationskrankheiten; d.h. es kommt zu Abnutzungserscheinungen im Bereich des Bewegungsapparates, die Reaktionen werden langsamer, die Sinne lassen mit der Zeit nach, die Stoffwechselleistung ist reduziert und Leistungseinschränkungen des Herz-Kreislaufsystems und anderer Organe gehören zum Alltag.

Welche Pflege, Zuwendung und Futter es braucht, damit Ihre Senioren auf vier Pfoten einen schönen Lebensabend haben und so lange wie möglich fit und munter bleiben, erfahren Sie hier.

Ab wann ist ein Tier eigentlich alt?

Wann ein Tier als „alt“ gilt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt verschiedene Tabellen, anhand deren wir das tierische Lebensalter in menschliches Lebensalter umrechnen können. Das kann gewisse Hinweise geben. Entscheidend sind aber Faktoren wie Tierart, Körpergrösse, Gewicht, Rasse und natürlich die individuelle Fitness des Tieres.

Im Allgemeinen werden grosse und sehr kleine Hunde nicht so alt wie mittelgrosse oder kleine. Während grosse Rassen bereits ab etwa 6 bis 9 Jahren zu den Hundeopas und –omas gehören, kommen kleine Hunde erst ab ca. 9 bis 13 Jahren ins Seniorenalter. Bei Katzen beginnt der biologisch natürliche Alterungsprozess ab dem 8. bis 10 Lebensjahr. Mit die längste Lebenserwartung haben Siamkatzen und Kleinpudel.

Was genau ist Altern?

Altern ist ein natürlicher Vorgang, der jeden von uns und jedes unserer Tiere trifft. Dabei sollte beachtet werden, dass das Altern nicht zwangsläufig mit Krankheit gleichzusetzen ist. Das Altern geht mit verminderter Leistungs- und Anpassungsfähigkeit auf innere und äussere Belastungen einher.

Haustiere haben im Alter oft ähnliche Leiden wie betagte Menschen. Mit dem natürlichen Alterungsprozess setzen schleichend Veränderungen an Organen, Knochen, Zähnen und Stoffwechsel ein. Das „Älter werden“ wird dabei in der Regel ohne traumatische Ereignisse, sprich schwere Erkrankungen, sondern eher langsam und unspektakulär erlebt.

Betroffen sind insbesondere die Sinnesleistungen, das Herz, die Nieren, die Gelenke, das Immunsystem und das Gehirn. Wahrnehmbare Veränderungen treten langsam auf und können anfänglich schwer feststellbar sein, weil es sich dabei nur um geringe Veränderungen im Verhalten handelt wie z.B.

•reduzierte Sinneswahrnehmungen (Sehfähigkeit, Geruchssinn, Gehör, Geschmack)

•Bewegungsunlust

•verminderter oder vermehrter Appetit

•verändertes Schlaf- und Ruheverhalten

•nachlassende Körperpflege

•veränderte Aggressionskontrolle oder untypische Nervosität

•nachlassende Abwehrkraft, die Wundheilung und Genesung nach Krankheiten dauert länger

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Welche Erkrankungen treten bei älteren Tieren am häufigsten auf?

Gelenkerkrankungen: Weil der Bewegungsapparat mit zunehmendem Alter an Stabilität verliert, leiden ältere Vierbeiner häufiger an Arthrose (Gelenkverschleiss). Dabei nutzt sich die Knorpelschicht eines Gelenks nach und nach ab. Im schlimmsten Fall reiben sogar irgendwann die Knochen aneinander, und das bereitet starke Schmerzen. Ältere Hunde verweigern dann z. B. das Treppensteigen und Katzen suchen sich in der Regel einen niedrig gelegenen Ruheplatz. Wird eine Erkrankung des Bewegungsapparates rechtzeitig erkannt, kann Ihrem Vierbeiner mit medikamentöser Behandlung, Physio- und Schmerztherapie einen Grossteil seiner Lebensqualität zurückgegeben werden.

Zahnprobleme: Karies, Zahnfleischentzündungen  und Parodontitis sind bei betagteren Hunden und Katzen weit verbreitet. Mundgeruch, übelriechender Atem oder Probleme bei der Futteraufnahme sind zuverlässige Indizien für Zahnprobleme. Auch versteckte Eiterherde im Rachenbereich sind nicht selten. Eine regelmässige Kontrolle ist deshalb unerlässlich.

Hauterkrankungen und Tumore: Die Haut von alten Hunden ist meist trockener und empfindlicher als bei jungen Hunden. Sie neigt im Alter zu Veränderungen und sollte daher regelmässig durch vorsichtiges Abtasten kontrolliert werden. Kleine Knubbel sind oft verstopfte Talgdrüsen oder gutartige Tumore. Gutartige Tumore wachsen meist langsam und lassen sich gut unter der Haut verschieben. Allerdings sollten auch letztere durch den Tierarzt überwacht werden, denn auch sie können bösartig werden. Auch schuppige Veränderungen und Hautwarzen, die durch das Papillomavirus verursacht werden treten bei älteren Tieren häufiger auf, da das Immunsystem es nicht mehr schafft, das Virus in Schach zu halten.

Niereninsuffizienz: Nieren werden bei älteren Hunden und Katzen schwächer und damit anfälliger für Krankheiten, die ihrerseits lebensbedrohliche Folgen haben können, wenn sie nicht frühzeitig erkannt werden. Leider ist eine Früherkennung nur über Blut- und Urinuntersuchungen möglich. Harnwegsentzündungen und Harnsteinprobleme gibt es ebenfalls öfters. Insb. bei männlichen Tieren stellen Harnsteinprobleme rasch eine lebensbedrohliche Situation dar, da die Harnröhre vollständig verstopfen kann. Auch Unsauberkeit durch Blasenschwäche kommt bei alten Tieren vermehrt vor, hier ist es wichtig, zunächst eine Blasenentzündung auszuschliessen. Nierenerkrankungen zeigen sich durch gesteigerte Wasseraufnahme, häufiges Erbrechen, Apathie und Appetitlosigkeit.

Hormonstörungen: Als hormonelle Erkrankungen beim älteren Tier kommen vor allem vier Organe in Frage und zwar die Schilddrüse, die Gebärmutter, die Prostata und die Nebenniere. Beim Hund gehört die Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) zu den häufigsten endokrinen Erkrankungen und tritt meist im Alter von sechs bis acht Jahren auf. Betroffen sind vor allem, aber nicht ausschliesslich, grosse Hunderassen. Bei älteren Katzen kommt es häufiger zu Schilddrüsenüberfunktionen mit grossem Gewichtsverlust (feline Hyperthyreose). Während unkastrierte Hündinnen im Alter zu einer hormonell bedingten Gebärmutterentzündung neigen, stehen bei unkastrierten alten Rüden Prostata-Erkrankungen im Vordergrund. Das Cushing-Syndrom und der Morbus-Addison sind Probleme, die die Nebenniere betreffen. Hier ist die körpereigene Kortisonproduktion gestört.

Diabetes: Die abnehmende körperliche Aktivität verursacht häufig Fettleibigkeit. Diese wiederum fördert ihrerseits die Trägheit und führt zu einer höheren Belastung des Herzens und der Gelenke oder verursacht Kurzatmigkeit und Organverfettung. Damit steigt auch das Risiko, dass die Tiere eine Zuckerkrankheit entwickeln. Während Diabetes beim und dem Typ-1-Diabetes beim Menschen vergleicbar ist, ist bei Katzen schon seit längerer Zeit der Typ-2-Diabetes weit verbreitet.

Herzkerkrankungen: Weil nicht alle Herzerkrankungen mit dem Stethoskop diagnostizierbar sind, werden sie häufig erst relativ spät erkannt. Beim Hund haben Erkrankungen am Herzen häufig eine genetische Ursache. Grosse und sehr grosse Rassen wie z.B. Boxer oder Dobermann leiden öfters unter einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels, d.h. unter der Dilatativen Kardiomyopathie, während kleine Rassen wie Zwergpudel, Dackel und Zwergschnauzer häufiger von Herzklappenerkrankungen (Atrioventrikularklappen-Endokardiose) betroffen sind. Erfreulicherweise sind die meisten Katzen von Geburt an mit einem gesunden, leistungsfähigen Herzen ausgestattet, d.h. die überwiegende Mehrheit der Katzen wird erst im späteren Leben herzkrank. Meist entstehen bei der Katze Krankheiten des Herzmuskelgewebes (Kardiomyopathien). Obwohl es keine Heilung bei einer Herzinsuffizienz gibt, kann durch eine gezielte und frühzeitige medikamentöse Behandlung die Leistungsfähigkeit des Herzens  und die damit zusammenhängende Lebensqualität des Tieres verbessert werden. Herzklappenfehler oder Herzmuskelschwäche führen zu Müdigkeit und weniger Belastbarkeit, vermehrtem Hecheln und Husten.

Augenerkrankungen: Zu den Alterungserscheinungen kann auch ein Nachlassen der Sehkraft gehören. Katzen etwa können durch abnehmende Sehkraft in ihrer Orientierung zunehmend eingeschränkt werden. In diesem Fall sollten sie möglichst nicht mehr allein draussen herumlaufen. Einer Katze mit Sehschwäche nähert man sich am besten behutsam, um sie nicht zu erschrecken. Die Linsentrübung (grauer Star), die Augeninnendruckerhöhung (grüner Star) sowie chronische Binde- und Hornhautentzündungen sind Erkrankungen mit denen auch Tiersenioren zu kämpfen haben.

Ohren: Am Ohr von älteren Tieren findet man oft chronische Entzündungen des äusseren Gehörganges, die ohne frühzeitige Behandlung oft schwer in den Griff zu bekommen sind. Eine besondere Erkrankung des Mittelohrs ist das so genannte Vestibularsyndrom, es geht vom Gleichgewichtsorgan aus und verursacht schlaganfallsartige Symptome.

Magen-Darmtrakt: Hier sind eher unspezifische Probleme wie Futterunverträglichkeiten, und Magen- oder Darmschleimhautentzündungen  zu beobachten.

Ausgewogene Ernährung

Einen wesentlichen Anteil an der Lebenserwartung hat das Futter. Da viele Tiere im Alter bequemer werden und sich weniger bewegen, benötigen sie nicht mehr so viele Kalorien wie jüngere Kaliber. Um Stoffwechselkrankheiten entgegenzusteuern, muss ihre Ernährung deshalb unbedingt dem verringerten Bedarf angepasst werden, denn jedes Kilo zu viel an den Rippen belastet Herz und Gelenke. Hierzu gibt es spezielle Seniorennahrung, die den Bedarf älterer Tiere an Vitaminen und Mineralien deckt und dem.

Bewegung ist ein Grundbedürfnis

Auch für unsere alternden tierischen Mitbewohner gilt: Wer rastet, der rostet. Darum tut regelmässige und gleichmässige Bewegung nicht nur älteren Menschen, sondern auch der Fitness und Muskulatur betagter Vierbeiner gut. Optimal sind mehrere kurze Spaziergänge, bei denen die schmerzenden Gelenke möglichst wenig belastet werden. Das heisst: keine heftigen oder plötzlichen Bewegungen. Art und Umfang der Bewegung sollte individuell den Bedürfnissen des Tieres angepasst werden.

Damit es vital und geistig fit bleibt, sollte man sein Tier allerdings nicht nur körperlich, sondern auch geistig in einem angemessenen Rahmen fordern.

Ein kuscheliger und gemütlicher Rückzugsort, wo das Tier seine Ruhephasen ohne Störung ausgiebig verbringen kann ist sowohl für die Psyche als auch für den körperlichen Zustand von grosser Bedeutung.

Seelisches Wohlbefinden

Die veränderten Bedürfnisse des Vierbeiners erfordern einen besonderen Umgang mit dem treuen Freund und viel Verständnis und Behutsamkeit für die eine oder andere Altersmarotte. Ruhiger, vielleicht auch abgeklärter und anhänglicher, ist das Tier geworden und sucht nun verstärkt ihre Nähe. Zeigen Sie ihm, so oft es geht, dass er etwas Besonderes in ihrem Leben ist, den nach den unzähligen Jahren, die man gemeinsam verbracht hat, sind die seelischen und die körperlichen Streicheleinheiten mehr als verdient.

Eine gute veterinärmedizinische Vorsorge ist unerlässlich

Um erste Anzeichen von Alterserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollten Tierhalter das Verhalten ihrer Vierbeiner aufmerksam beobachten. Schon kleine Veränderungen, die einem vielleicht eher nebensächlich erscheinen, können auf ernst zu nehmende gesundheitliche Probleme hindeuten.

Eine starke Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme, vermehrter Durst, Fressunlust, vermehrtes oder vermindertes Schlafbedürfnis, übler Mundgeruch, Unsauberkeit, Schwierigkeiten beim Kot- oder Urinabsatz, häufiger Durchfall, häufiges Erbrechen, Lahmheit, Bewegungsunlust, untypische Nervosität, Schwäche, Verhaltensänderungen, Husten oder veränderte Körperhaltung sind Symptome, die auf mehr oder minder schwerwiegende Erkrankungen hinweisen können und weiterer Abklärung bedürfen.

Zum Zweck der Früherkennung von Krankheiten sollte man deshalb seinen älteren Hund (ab einem Alter von 5 bis 7 Jahren) oder seine ältere Katze (ab 7-9 Jahre) in regelmässigen Abständen für einen speziellen Senioren-Check dem Tierarzt vorstellen. Bei dieser jährlich stattfindenden Kontrolle wird der Tierarzt eine klinische Allgemeinuntersuchung (Untersuchung von Haut, Mundhöhle und Zähne, Prostata beim Rüden, Lymphknoten, Abtasten des Gesäuges bei Hündinnen, Abtasten des Bauchraums, Abtasten der Schilddrüse bei Katzen, Abhören von Herz und Lunge, Beurteilung von Ernährungszustand, Muskulatur, Knochen und Gelenken) durchführen und vorsorgliche Laboruntersuchungen anordnen wie ein Blutbild, ein blutchemisches Gesundheitsprofil und eine Harnuntersuchung.

Mit dem Blutbild lassen sich Blutarmut und Anzeichen von Infektionen früh diagnostizieren. Mit der Blutchemie werden die Funktionen von Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse oder Schilddrüse überprüft. Die Harnuntersuchung testet die Nierenfunktion und gibt einen verlässlichen Hinweis für das mögliche Vorliegen einer Zuckerkrankheit.

Aufgrund der erhobenen Befunde der klinischen Untersuchung und der Laborergebnisse wird der Tierarzt eine Diagnose stellen und falls notwendig, weiterführende Untersuchungen in die Wege leiten, um die Krankheitsursache genauer herauszufinden oder Entscheidungen für eine Therapie zu treffen.

Fazit

Frühzeitig erkannt, sind die meisten Gesundheitsprobleme älterer Tiere gut behandelbar. Auch bei nicht heilbaren Krankheiten lässt sich durch Medikamente und andere unterstützende Massnahmen sehr häufig noch das Wohlbefinden für Ihr Tier deutlich verbessern.

Die Fütterung und Bewegung ist dem Alter und individuellen Zustand des Tieres anpassen. Prophylaxe und regelmässige Gesundheitschecks verbessern und verlängern das Leben und die Lebensqualität Ihrer Vierbeiner.