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Kaninchen

Steckbrief

Körpertemperatur: 38,5 bis 39,5 °C
Lebenserwartung: 7 bis 12 Jahre
Geschlechtsreife: ca. 10 bis 11 Wochen
Brunstzyklus: der Eisprung wird durch den Deckakt provoziert und erfolgt 10 bis 12 Stunden nach dem Deckakt.
Tragzeit: 30 bis 35 Tage
Säugezeit: 4 bis 8 Wochen, mit 3 Wochen beginnen sie selbständig zu fressen
Wurfgrösse: 3 bis 12 Junge (Nesthocker), Wurfgrösse erhöht sich bei jedem Wurf
Haltungstemperatur: 18ºC
Besonderheiten: grosser Blinddarm (er dient als Gärkammer und somit zur Aufspaltung der Zellulose von Pflanzen. Endprodukt ist ein bakterien- und vitaminreicher Kot)

Kaninchen gehören zu den Hasenartigen und stammen vom Wildkaninchen ab, welches ursprünglich aus Südeuropa, insbesondere Spanien, kommt. Sie sind dämmerungsaktive Fluchttiere, die in der Wildform gesellig in selbst gegrabenen Erdhöhlen leben. Obwohl sie nagen, sind Kaninchen keine Nagetiere. Das Europäische Wildkaninchen lebt heute (ausser im mittleren und nördlichen Skandinavien und Island) in ganz Europa, in Südamerika, Australien, Neuseeland sowie auf einigen Inseln im Atlantik, Pazifik und im Indischen Ozean. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung bewegt sich zwischen 7 und 12 Jahren.

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Ernährung

 

Ein Kaninchen muss immer Heu zur Verfügung haben, da es einen Stopfmagen hat und die Verdauung nur funktioniert, wenn oben etwas nachkommt. Ergänzend füttert man Frischzeug wie Fenchel, Karotten, Lattich und etwas Petersilie. Körnerfutter ist sehr energiereich und ist in den meisten Fällen nicht notwendig, da Kaninchen bei übermässiger Körnerfütterung rasch verfetten. Einzig im Winter, wenn der Energieverbrauch der Kaninchen erhöht ist sowie bei Jungtieren sowie säugenden und trächtigen Zibben ist eine Zufütterung mit Körnern angezeigt.  Trinkwasser muss ständig in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen.
Eine Eigenart der Kaninchen ist das Fressen des Blinddarmkotes, der sehr Vitamin-B-reich ist. Mit der Aufnahme des Kots können die im Futter enthaltenen Nährstoffe ein zweites Mal verwertet und ausgenutzt werden.

 

Sozialkontakte

 

Kaninchen sollten nicht einzeln gehalten werden, denn sie sind soziale und gesellige Tiere, die ihre Artgenossen brauchen.  Stirbt ein Kaninchen, dann muss ein vom Alter her passender Artgenosse für das zurückgebliebene Tier gesucht werden.
Zusammen vergesellschaftet werden können entweder zwei Weibchen, zwei frühkastrierte Männchen oder ein kastriertes Männchen mit einem Weibchen. Generell sind Pärchen sowie frühkastrierte Männchen untereinander verträglicher als zwei unkastrierte Weibchen.
Bei einer Gruppenhaltung von Kaninchen sind indessen verschiedene Kombinationen denkbar: Ein kastriertes Männchen und ein bis drei Weibchen, zwei kastrierte Männchen und zwei bis drei Weibchen, oder eine reine Männergruppe aus mehreren frühkastrierten Böcken in Abwesenheit jeglicher Weibchen. Eine reine Weibchengruppe ist nicht zu empfehlen, da die Zibben oft aggressiv aufeinander reagieren.
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Beschäftigung und Haltung

 

Kaninchen brauchen viel Fläche und Raum zum Rennen, Hoppeln, Buddeln, Hakenschlagen und Springen. Zwei bis drei Tiere sollten demnach zu einem mindestens sechs Quadratmeter grossen Gehege Zugang haben. Eine auf natürlichem, mit Vorteil etwas sandigem Boden gelegene und abwechslungsreich strukturierte Aussenanlage wird den Bedürfnissen dieser bewegungsfreudigen Tiere am besten gerecht. Da Kaninchen Meister im Graben sind, muss der Auslauf durch ein ca. 50 cm senkrecht in den Boden eingelassenes Drahtgeflecht gegen Entweichen gesichert sein. Auch eine Abdeckung nach oben zum Schutz vor Feinden wie Fuchs, Marder, Greifvogel und Co. darf nicht fehlen. Kaninchen sind hitzeempfindlich, deswegen ist ein guter Schutz gegen starke Sonneneinstrahlung wichtig. Idealerweise wird der Standort des Geheges so gewählt, dass permanent eine natürliche Schattenquelle, zum Beispiel ein Strauch oder Baum, zur Verfügung steht. Die Schutzhütte selbst muss wetterfest, trocken, zugluftsicher und gut isoliert sein. Im Innern des Stalls kann man mit verschiedenen Etagen und Abteilungen für Kurzweil sorgen. Erhöhte Flächen müssen leicht zugänglich, ohne scharfe Kanten, einfach zu reinigen und rutschfest sein.Bei der Einrichtung der Anlage sorgen Baumstrünke, Steine, Holzstücke und erhöhte Ebenen für einen guten Überblick, während Tunnel, hohle Holzstämme, Betonröhren und überhängende Tannenzweigen den stressanfälligen Fluchttieren als Verstecke und Rückzugsbereiche dienen. Als Beschäftigung bietet man den Hopplern frische Äste und Weichholzstücke von ungiftigen und ungespritzten Bäumen und Sträuchern oder auch getrocknete Maiskolben, Äpfel, Rüben usw. zum Nagen an.

Da Kaninchen einen starken Bewegungsdrang haben, dem sie nur bei reichlichem Platzangebot nachkommen können, stehen wir der Wohnungshaltung eher kritisch gegenüber. Denn auch wenn den Kaninchen Auslauf gewährt wird, sind die im Handel erhältlichen Käfige meist viel zu klein. Möchte man Kaninchen trotzdem lieber in der Wohnung halten, so sollten sie idealerweise ein eigenes, ruhiges Zimmer für sich haben. In einem Bereich dieses Zimmers wird eine Kaninchenecke eingerichtet, welche immer offen ist und auch dem Rückzug der Tiere dient. Dieses Gehege enthält Einstreu zum Buddeln, Heu sowie Futter und Wassergeschirre. Das «Kaninchenzimmer» muss genügend Versteckmöglichkeiten und erhöhte Flächen für die Tiere enthalten wie beispielsweise Kaninchenhütten, Röhren, Kisten, Harassen und ähnliches. Weiter benötigen die Tiere regelmässig frisches Nagematerial wie Äste und Zweige.

Bezug des Aussengeheges

 

Kaninchen aus Innenhaltung sollten erst an die Freilandhaltung gewöhnt werden, wenn die Temperaturen nachts nicht mehr unter 10 Grad Celsius fallen. Dies ist in der Regel ab Mitte Mai der Fall. Spätere Umgewöhnungen sind nicht ideal, da sonst die Tiere nicht genug Zeit haben, ein dickes Winterfell zu bilden.

Fortpflanzung 

 

Kleine Rassen sind mit 10–14 Wochen, grosse Rassen mit 4–5 Monaten geschlechtsreif. Nach einer Tragezeit von 30–35 Tagen kommen 3–12 Junge (Nesthocker) zur Welt. Die Jungen werden 4–8 Wochen gesäugt. Da die Weibchen (Zibben) bereits kurz nach der Geburt wieder empfängnisbereit sind, sollten die männlichen Tiere in der Gruppe unbedingt vor Erreichen der Geschlechtsreife kastriert werden.

Hierbei ist zu beachten, dass kastrierte Böcke noch bis zu sechs Wochen nach der Kastration Junge zeugen können.

Umgang

 

Kaninchen sind recht stressanfällig. Daher sollte man sich ihnen grundsätzlich nur langsam nähern, ohne brüsk nach ihnen zu greifen. Muss man das Tier zum Krallenschneiden, für den Gesundheitscheck oder für die Medikamentenabgabe festhalten, so ist mit einer Hand das Nackenfell zu ergreifen, während die andere Hand das Hinterteil stützt. Auf keinen Fall dürfen Kaninchen an den Ohren hochgehoben werden. 

 

Gesundheit

 

Unsachgemässe Haltung und Fütterung, sowie Stress und mangelnde Hygiene können Kaninchen anfällig für verschiedene Krankheiten machen. Die beste Gesundheitsvorsorge liegt deshalb darin, die Tiere ausgewogen zu ernähren, sie in einem artgerechten Lebensraum zu halten und dafür zu sorgen, dass Stall und Auslauf stets sauber sind. Um allfällige gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen, ist es ratsam, die Tiere täglich gut zu beobachten. So gehört ein Kaninchen, das plötzlich weniger oder gar nichts frisst oder sich nicht normal bewegt, umgehend in die Hände eines Tierarztes. Analregion, Kinn und Maulecken sollten zudem wöchentlich, Gewicht, Fell, Krallen und Zähne monatlich kontrolliert werden. 

Als Prophylaxe wird die jährliche Impfung gegen RHD (Chinaseuche) sowohl bei Innen- wie auch bei Aussenhaltung empfohlen.

 

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Kaninchen vs. Hase - Was sind die wichtigsten Unterschiede?

Der Europäische Feldhase - kurz "der Hase" - wird fälschlicherweise häufig mit dem Kaninchen verwechselt, obwohl Kaninchen und Hasen nicht miteinander verwandt sind (sie gehören zwar beide zur Familie der Hasenartigen, die Kaninchen stammen aber vom Europäischen Wildkaninchen ab) und sich wesentlich voneinander unterscheiden.

 

  • Kaninchen sind Rudeltiere, die in grossen Kolonien mit ihren Artgenossen zusammen leben. Hasen sind Einzelgänger, die nur zur Paarung mit Artgenossen zusammen kommen.

 

  • Kaninchen können 4 - 6 Mal im Jahr 3 - 12 Junge bekommen. Die Jungen kommen nackt, blind und taub zur Welt und sind somit sehr hilflose Nesthocker. Hasen bekommen 1 - 2 Junge. Die Jungen kommen behaart, mit offenen Augen und relativ selbstständig auf die Welt - sind also Nestflüchter.

 

  • Kaninchen sind Fluchttiere, die ihren Feinden meist nach einer kurzen, schnellen Flucht in ihren Bau entkommen. Sie sind Kurzsprinter. Hasen sind Langsteckenläufer und entkommen ihren Feinden, indem sie schnell und weit laufen.

 

  • Kaninchen graben sich bevorzugt an geschützten Stellen am Waldrand oder auch in Parkanlagen ihre Höhlenbauten in sandige Hügel. Sie leben also unterirdisch in Höhlen und verlassen diese in der Dämmerung zur Nahrungsaufnahme. Hasen leben auf offenen Weiden, Steppen, Feldern. Sie schlafen tagsüber in kleinen Mulden und gehen ebenfalls nachts auf Nahrungssuche.

 

Quellen: eigene Erfahrungen, verschiedene Fachartikel und Fachbücher, Bundesamt für Veterinärwesen www.meinheimtier.ch/de/kaninchen, Merkblatt des Schweizer Tierschutz http://www.tierschutz.com/publikationen/ (>Heimtiere, >Kaninchen)

Buchempfehlung: Ruth Morgenegg, Artgerechte Haltung - ein Grundrecht auch für (Zwerg-) Kaninchen