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Kaninchen

Steckbrief

Körpertemperatur: 38,5 bis 39,5 °C
Lebenserwartung: 7 bis 12 Jahre
Geschlechtsreife: ca. 10 bis 11 Wochen
Brunstzyklus: der Eisprung wird durch den Deckakt provoziert und erfolgt 10 bis 12 Stunden nach dem Deckakt.
Tragzeit: 30 bis 35 Tage
Säugezeit: 4 bis 8 Wochen, mit 3 Wochen beginnen sie selbständig zu fressen
Wurfgrösse: 3 bis 12 Junge (Nesthocker), Wurfgrösse erhöht sich bei jedem Wurf
Haltungstemperatur: 18ºC
Besonderheiten: grosser Blinddarm (er dient als Gärkammer und somit zur Aufspaltung der Zellulose von Pflanzen. Endprodukt ist ein bakterien- und vitaminreicher Kot)

Kaninchen gehören zu der Gruppe der Hasenartigen (Pfeifhasen und Hasen mit zusammen 70 bis 80 Arten) und sind keine Nagetiere. Ihr Nagetrieb ist aber genau so stark wie bei einem Nagetier. Die Hasenartigen werden vor allem aufgrund verschiedener Merkmale des Schädelaufbaus, der Bezahnung und des Baus der Hinterbeine zusammengefasst und den Nagetieren gegenübergestellt

Da das Muttertier bereits kurze Zeit nach der Geburt wieder trächtig werden kann, sofern ein geschlechtsreifer Bock in der Gruppe ist, sollten die männlichen Tiere in der Gruppe unbedingt kastriert sein.

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Nahrung

 

Kaninchen müssen immer fressen können und dürfen nie fasten. Heu ist unabdingbar, weil es die Verdauung ankurbelt. Ergänzend füttert man frisches Grünzeug wie Fenchel, Karotten, Lattich und etwas frische Petersilie. Hinzu kommt ein wenig geeignete und im Handel erhältliche Körnermischung (die verabreichte Menge hängt von der Jahreszeit und der Haltungsart ab). Auch frisches Trinkwasser muss stets vorhanden sein!

Eine Eigenart der Kaninchen ist das Fressen des Blinddarmkotes, der sehr Vitamin-B-reich ist. Mit der Aufnahme des Kots können die im Futter enthaltenen Nährstoffe ein zweites Mal verwertet und ausgenutzt werden.

 

Sozialkontakte

 

Kaninchen sind soziale Tiere, d.h. sie sollten nie einzeln, sondern immer in Gruppen gehalten werden.

 

Bewegen und Ruhen

 

Kaninchen sind Bewegungstiere, die viel Lebensraum zum Rennen, Hoppeln, Hakenschlagen und Springen brauchen. 

Zudem sind Kaninchen von Natur aus Fluchttiere und reagieren empfindlich auf Stress. Es ist deshalb sehr wichtig, dass im Gehege genügend Rückzugsbereiche angeboten werden.

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Beschäftigung und Haltung

 

Um verhaltungsbedingter Langeweile und den daraus entstehenden Verhaltensstörungen vorzubeugen, müssen in einem Kaninchengehege immer geeignete Nageobjekte vorhanden sein. Dies können frische Äste und Weichholzstücke von ungiftigen und ungespritzten Bäumen und Sträuchern sein oder auch getrocknete Maiskolben, Äpfel, Rüben, etc.

Die tiergerechteste Form der Kaninchenhaltung ist ein grosszügiges Aussengehege. Zudem sollte eine widerstandsfähige ein- und ausbruchsichere Umzäunung sowie eine Abdeckung nach oben vorhanden sein. Die Einrichtung des Kaninchengeheges sollte ferner abwechslungsreich und interessant gestaltet werden (mehrere Etagen, Röhren, Baumstrunke, Astwerk, Schlafunterkunft und genügend Unterschlupfmöglichkeiten). Kaninchen graben sich weit verzweigte Röhrensysteme in die Erde, worin sie Zuflucht suchen und auch ihre Jungen gebären und aufziehen. In einem Aussengehege auf natürlichem, mit Vorteil etwas sandigem Boden können sie ihr Bedürfnis zu graben am besten ausleben. Im Innengehege erlauben eingestreute Böden es den Kaninchen zu scharren und zumindest ansatzweise zu graben.

Für die Innenhaltung benötigt man ein artgerecht ausgestattetes Vivarium, welches ähnlich wie das Aussengehege zu strukturieren ist. Wenn die Kaninchen gleichzeitig Zimmerauslauf geniessen, reicht eine Grundfläche von 1,5 x 1 m² aus. Als Einstreu eignen sich Rindenschnitzel und Stroh.

 

Gesundheit

 

Unsachgemässe Haltung und Fütterung, sowie Stress und mangelnde Hygiene können Kaninchen anfällig für verschiedene Krankheiten machen. Ein Kaninchen, das länger als 1 Tag nichts mehr frisst, gehört umgehend in die Hände eines Tierarztes. Empfohlen wird die jährliche Impfung gegen RHD (Chinaseuche) sowohl bei Innen- wie auch bei Aussenhaltung.

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Kaninchen vs. Hase - Was sind die wichtigsten Unterschiede?

Der Europäische Feldhase - kurz "der Hase" - wird fälschlicherweise häufig mit dem Kaninchen verwechselt, obwohl Kaninchen und Hasen nicht miteinander verwandt sind (sie gehören zwar beide zur Familie der Hasenartigen, die Kaninchen stammen aber vom Europäischen Wildkaninchen ab) und sich wesentlich voneinander unterscheiden.

 

  • Kaninchen sind Rudeltiere, die in grossen Kolonien mit ihren Artgenossen zusammen leben. Hasen sind Einzelgänger, die nur zur Paarung mit Artgenossen zusammen kommen.

 

  • Kaninchen können 4 - 6 Mal im Jahr 3 - 12 Junge bekommen. Die Jungen kommen nackt, blind und taub zur Welt und sind somit sehr hilflose Nesthocker. Hasen bekommen 1 - 2 Junge. Die Jungen kommen behaart, mit offenen Augen und relativ selbstständig auf die Welt - sind also Nestflüchter.

 

  • Kaninchen sind Fluchttiere, die ihren Feinden meist nach einer kurzen, schnellen Flucht in ihren Bau entkommen. Sie sind Kurzsprinter. Hasen sind Langsteckenläufer und entkommen ihren Feinden, indem sie schnell und weit laufen.

 

  • Kaninchen graben sich bevorzugt an geschützten Stellen am Waldrand oder auch in Parkanlagen ihre Höhlenbauten in sandige Hügel. Sie leben also unterirdisch in Höhlen und verlassen diese in der Dämmerung zur Nahrungsaufnahme. Hasen leben auf offenen Weiden, Steppen, Feldern. Sie schlafen tagsüber in kleinen Mulden und gehen ebenfalls nachts auf Nahrungssuche.

 

Quellen: eigene Erfahrungen, verschiedene Fachartikel und Fachbücher, Bundesamt für Veterinärwesen www.meinheimtier.ch/de/kaninchen, Merkblatt des Schweizer Tierschutz http://www.tierschutz.com/publikationen/ (>Heimtiere, >Kaninchen)

Buchempfehlung: Ruth Morgenegg, Artgerechte Haltung - ein Grundrecht auch für (Zwerg-) Kaninchen