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Farbmäuse

 

Möchten Sie Farbmäusen ein artgerechtes Zuhause bieten, in dem sie sich wohl fühlen, gilt es einige Punkte zu beachten. Bei falscher Haltung können die Tiere nämlich Verhaltensstörungen entwickeln und krank werden.

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Herkunft und Verhalten

Unsere Farbmäuse stammen ursprünglich aus den Steppengebieten Zentralasiens. Sie sind sehr gesellige Tiere und leben in grossen Kolonien. Sie graben ausgedehnte Gangsysteme, in denen sie dicht aneinander gekuschelt schlafen, putzen sich gegenseitig, knabbern zusammen am Futter, beteiligen sich gemeinsam am Nestbau und spielen zusammen.

Wildlebende (Farb-)mäuse sind nachtaktiv, denn diverse Fressfeinde warten nur darauf, sie sich als Beutetiere zu schnappen. In der Dämmerung machen sie sich in ihrem Revier auf Futtersuche. In der Heimtierhaltung sind Mäuse aber auch tagsüber aktiv.

Die direkten Vorfahren der Farbmäuse sind die normalerweise grau-braunen Hausmäuse. Von Züchtern wurden aus ihnen diverse Erscheinungsformen mit verschiedenen Fellfarben, Fellvarianten und Grössen abgeleitet.

 

Fortpflanzung

Mäuse sind überaus fruchtbar und werden bereits im Alter von 3 Wochen geschlechtsreif. Die Weibchen bringen pro Wurf 10-20 Junge zur Welt und sind bereits innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt wieder empfängnisbereit. Männchen sollten deshalb unbedingt vor der Geschlechtsreife kastriert oder von der Mutter und den Schwestern getrennt werden, um eine unkontrollierte Vermehrung zu vermeiden.

 

Lebenserwartung

Farbmäuse haben eine Lebenserwartung von 1,5 bis 2 Jahren, in einzelnen Fällen können sie jedoch auch älter werden.

 

Mäuse brauchen Artgenossen

Die sozialen Farbmäuse leben in der freien Natur in einer Sippe und dürfen auf keinen Fall allein gehalten werden. Dabei gilt es aber, die Gruppenzusammensetzung zu beachten. Unkastrierte Männer vertragen sich i.d.R. nicht (Revierkämpfe). Am besten hält man eine Gruppe von Weibchen. Soll ein Männchen dazu gehören, muss dieses unbedingt kastriert sein, damit man nicht plötzlich eine riesige Kolonie von Mäusen hat. Die Vergesellschaftung von einander fremden Mäusen muss sehr sorgsam durchgeführt werden und erfordert Sachkenntnis.

 

Platz ist wichtig

Die quirligen Entdecker brauchen viel Platz und sollten deshalb einen genügend grossen und abwechslungsreich gestalteten Lebensraum zur Verfügung gestellt bekommen. Ideal wäre eine Fläche von mehreren Quadratmetern mit vielen Verstecken und Klettermöglichkeiten.

In guten Zoofachgeschäften kann man Terrarien finden, welche eine Länge von 1 m, eine Breite von 50-60 cm und eine Höhe von mindestens 50 cm aufweisen. Obwohl die Belüftung bei Terrarien nicht ganz ideal gelöst ist, haben sie sich bewährt. Es können auch grosse Vogelkäfige mit den oben genannten Abmessungen und einem Gitterabstand von nicht mehr als 0.5 cm für die Mäuse angepasst werden. Damit die Unterkunft nicht zu hell und luftig wird, sollten die seitlichen Wände und die Rückwand von aussen mit Spanplatten abgedeckt werden.

Für 2 Farbmäuse schreibt die Tierschutzgesetzgebung folgende Mindestgrundfläche vor: 1800 cm2 = 0,18 m2.  Jedes weitere Tier benötigt laut Gesetz zusätzliche 0,05 m2. Bei der Käfigwahl muss man unbedingt sicherstellen, dass mindestens 15cm tief eingestreut werden kann. Zudem müssen solche Käfige unbedingt mit einem Zwischenboden einschliesslich Rampe und Unterschlüpfen eingerichtet sein. Handwerklich Begabte können auch selber ein Mäuseheim bauen oder evtl. ein Schrank bzw. ein Regal zu einem Mäusepalast umbauen.

Bei der Wahl des Käfig-Standorts sollte man bedenken, dass Mäuse eine empfindliche Nase haben. Das Mäuseheim sollte deshalb unbedingt in einem Nichtraucherzimmer aufgestellt werden. Die Küche ist wegen starker Essensgerüche eher ungünstig. Auf laute Geräusche reagieren die Mäuse empfindlich, d.h. ein Zimmer in dem oft laute Musik gehört wird ist ebenfalls nicht empfehlenswert.

Im Zimmer sollten um die 20 Grad Celsius herrschen. Bitte beachten Sie ferner, dass Mäuse weder Zugluft noch eine direkte Sonneneinstrahlung vertragen. Zu guter Letzt sollte ein leicht erhöhter Standort ausgesucht werden, so dass man nicht immer nur von oben auf die Mäuse herabschaut. Mäuse haben instinktiv Angst vor allem, was sich ihnen von oben nähert, da dies in der Natur meistens Raubvögel sind. Brusthöhe ist hier ideal und erleichtert zudem die Kontaktaufnahme.

 

Abwechslungsreiche Einrichtung mit Spielmöglichkeiten

Farbmäuse lieben es zu klettern und Gänge zu buddeln. Deshalb sollte das Gehege oder Terrarium so konzipiert sein, dass man mindestens 15 cm tief einstreuen kann. Käfighygiene ist zur Vorbeugung vor Krankheiten das A & O. Damit sich kein schlechter Geruch bildet, muss die Einstreu alle paar Tage ausgewechselt und der Käfig jede Woche gründlich gereinigt werden.

Die Unterkunft sollte mehrere Stockwerke mit Leitern, Treppen und Ästen als Klettermöglichkeiten umfassen und verschiedene Unterschlüpfe, Rückzugsmöglichkeiten und Schlafkästen aus Holz bieten. Auch Korkrinden und Kartonröhren haben sich in der Vergangenheit als beliebte Verstecke bewährt.

Frische Zweige als Nagematerial sowie Heu und ungefärbtes Haushaltspapier als Baumaterial für das Nest dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Als Einstreu eignen sich verschiedene natürliche Substrate, welche im Zoofachhandel angeboten werden, z.B. Strohhäcksel und entstaubte Hobelspäne. Das Material wird dick eingestreut, so dass die Mäuse nach Lust und Laune graben können.

Spiel und Spass ist für die agilen Nager sehr wichtig und es gibt im Zoofachhandel ein vielfältiges Angebot von Spielzeugen, die den Mäusen zum Zeitvertreib dienen. Geeignetes Spielzeug zeichnet sich dadurch aus, dass weder scharfe Kanten vorhanden sind noch Nägel oder giftiger Leim verwendet wurden.

 

Ernährung

Das Grundfutter besteht aus einer Körnermischung für Mäuse, welche täglich mit Obst und Gemüse ergänzt wird, wie beispielsweise Äpfel und Karotten. Als Nagematerial gibt man frische Zweige von ungiftigen und nicht gespritzten Bäumen wie Hasel, Weide oder Buche. Ab und zu kann ein kleines Stück hartes Vollkornbrot, etwas tierisches Eiweiss, z.B. ein Mehlwurm, oder eine Baum- oder Haselnuss in der Schale angeboten werden. Um die Mäuse zu beschäftigen, sollten Sie auch regelmässig Erlebnisfutter anbieten.

Frisches Wasser sollte ebenfalls immer bereit stehen.  Hier streiten sich die Spezialisten, ob man das Wasser lieber in einer Schale (die selbstverständlich auf einer Erhöhung ohne Streu stehen muss) reicht oder die Nagertrinkflasche benutzt.
Argumente gegen die Schalen sind, dass diese trotz erhöhter Platzierung schnell verschmutzen und zwei Mal am Tag gewechselt werden sollten (gerade im Sommer!). Bei einer Trinkflasche ist dies anders, hier gelangt kein Schmutz in die Flasche. Sie sollten das Wasser allerdings dennoch jeden Tag wechseln.

 

Mäuse sind keine Kuscheltiere

Farbmäuse sind Beobachtungstiere und eignen sich wie alle anderen Nager auch nicht zum kuscheln. Allerdings spricht nichts dagegen, dass man sich mit den Tieren beschäftigt und versucht, ihr Zutrauen zu gewinnen. Wichtig dabei ist, dass man das Tier selbst entscheiden lässt, wie weit es sich auf seinen Halter einlassen möchte. Wie zahm eine einzelne Maus wird, hängt letztendlich vom Charakter des Tieres ab.

Bitte heben Sie die Mäuse nie am Schwanz hoch! Achtung: auch Mäuse können bei nicht fachgerechtem Umgang kräftig zubeissen.

 

Krankheiten

Eine gesunde Maus ist aktiv, verspielt und neugierig, hat dichtes, glänzendes Fell, grosse Augen und eine saubere Nase.

Wenn Sie Ihre Farbmäuse täglich beobachten, werden Ihnen auffällige Veränderungen rasch auffallen. Wenn eine Maus einen kranken Eindruck macht (z.B. Haarausfall, nasses oder struppiges Fell, Entzündungen, Geschwulste, Verklebungen an Augen oder an der Afterregion, Blut im Kot/Urin, Atemgeräusche, Durchfall, Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Desorientierung), ist es wichtig, keine Zeit zu verlieren und sofort den Tierarzt aufzusuchen.

Die häufigsten Erkrankungen bei Farbmäusen sind Atemwegserkrankungen und Krebs (Tumore).

 

Hände weg von Qualzuchten

Tanzmäuse, Pfeifmäuse, Nacktmäuse, schwanzlose Mäuse, rot/orange od. gelbliche Mäuse, Lockenmäuse und langhaarige Mäuse gehören zu den Qualzuchten, die man sich auf keinen Fall anschaffen darf. Die Tiere sind aufgrund der Zucht krank und können kein tiergerechtes Leben führen. Ausserdem sind solche Mäuse sehr krebsanfällig geworden.

 

Kosten

Tiergerechtes Gehege: CHF 300.00 bis 500.00 in guten Zoofachgeschäften
Tiere: Spendenbeitrag zwischen CHF 20.00 und CHF 50.00
Futter und Einstreu: ab CHF 10.00 für ein Tier pro Monat

 

Quellen: Schweizer Tierschutz, www.farbmaus.net, www.farbmaushaltung.de 

 

Literatur-Tipps:
„Mäuse glücklich & gesund“, Alexandra Roth
„Mäuse richtig halten“, Desiree Neijgh van Lier
„Farbmäuse“, Hans W. Kothe
„Mäuse: neugierig – munter – fit“, Georg Gassner
„Flinke Mäuse“, Anja Steinkamp
„Farbmäuse“, Michael Benzing, Prof. Dr. Jean-Michel Hatt
„Meine Farbmaus zu Hause“, Melanie Teubler
„Mäuse – GU Tierratgeber“, Alexandra Beisswenger
„Mäuse und Rennmäuse: Expertenwissen Heimtiere“, Judy Fox
„Ratten, Mäuse und Rennmäuse als Heimtiere“, Brigitte Rauth-Widmann