Jetzt Helfen

Kleine Vögel, grosse Bedürfnisse: Wie Sie Wellensittiche artgerecht halten

Wellensittiche sind nicht nur beliebte Haustiere, sondern auch faszinierende Geschöpfe mit einer reichen Palette an Verhaltensweisen und Bedürfnissen. Als soziale und neugierige Vögel haben sie Ansprüche an ihre Umgebung, die weit über die bloße Versorgung mit Futter und Wasser hinausgehen. Im folgenden Beitrag werden wir Ihnen wertvolle Einblicke geben, wie Sie Ihren gefiederten Freunden ein glückliches und erfülltes Leben bieten können.

Wellensittich Blau

Wellis brauchen Gesellschaft

In ihrer Heimat Australien sind wilde Wellensittiche in grossen Schwärmen unterwegs. Auch unsere domestizierten Wellensittiche sind sehr sozial und müssen daher mindestens zu zweit gehalten werden. Idealerweise hält man einen kleinen Schwarm in einer geraden Anzahl, wobei in einem gemischten Schwarm gleich viele Hähne und Hennen vorhanden sein sollten. Da die Weibchen zu Dominanzverhalten neigen, gilt es einen zu grossen Überhang an Weibchen zu vermeiden.

Je mehr Platz desto besser

Die wohl artgerechteste Variante der Wellensittichhaltung stellen Aussengehege dar, welche aus einer Voliere mit angrenzendem frost- und zugfreiem Schutzhaus bestehen. Damit sich die Vögel sicher fühlen, wird der Aussenbereich durch Bepflanzung oder Verkleidung teilweise sichtgeschützt. Weiter sollte ein Teil der Volierendecke abgeschirmt sein. So sind unsere gefiederten Freunde auch draussen vor der Witterung geschützt und haben stets Schattenplätze zur Verfügung. 

Ist eine Aussenhaltung nicht möglich, sind die Wellis auch mit einer grosszügigen Innenvoliere zufrieden. Der Schweizer Tierschutz empfiehlt für zwei bis sechs Wellensittiche eine Voliere mit einer Mindestfläche von 2 m2 (100 cm Tiefe x 200 cm Breite) und einer Höhe von 2 m. Besser ist jedoch, die Tiere in viel geräumigeren Volieren zu halten.

Bei Volierenhaltung ist es wichtig, dass Sie sicherstellen, dass mindestens ein Drittel des Geheges frei von Strukturen ist, so dass die Tiere genügend Raum zum Fliegen haben. Weil Wellis auch talentierte Kletterer sind, muss die Voliere sowohl mit waagrechten als auch senkrechten Gitterstäben ausgestattet sein. Ebenfalls raten wir, die Voliere mindestens auf einer Seite, besser auf zwei Seiten, mit einem Sichtschutz auszustatten.

Alternativ zu einer Voliere kann man den Wellensittichen auch ein ganzes Zimmer mit einem Gitter vor Fenstern und Türen überlassen. Dies bietet den Vorteil eines grossen Flugraumes.

Da in unseren Wohnungen meist zu wenig und auch für Vögel ungeeignetes Licht herrscht, ist für Zimmervolieren und Vogelzimmer eine zusätzliche Beleuchtung notwendig. Hierfür eignen sich im Fachhandel erhältliche UV-Lampen.

Werden die Wellis in einer Voliere mit weniger als 4m2 Flugraum gehalten, brauchen sie unbedingt täglichen Freiflug. Während dem Freiflug müssen Fenster und Türen unbedingt geschlossen oder besser noch mit Fliegengittern abgesichert sein.

Wellis

Für eine optimale Einrichtung und Beschäftigung sorgen

Voliere und Vogelzimmer sind mit verschiedenen federnden Sitz- und Klettergelegenheiten unterschiedlicher Dicke und Ausrichtung auszustatten (keine fest montierten Stäbe). Geeignet sind Äste von einheimischen Weich- und Harthölzern. Auch Seile, Schaukeln oder von der Decke hängende Plattformen kommen bei den Wellis gut an. Da die Vögel ihren Schnabel gerne zur Erkundung und Bearbeitung von Material einsetzen, wählen sie vorzugsweise Vogelspielzeuge aus Naturmaterialien wie Kork, Holz oder Karton aus. Frische Zweige mit Blattwerk und Knospen (zum Beispiel von Hasel, Ahorn, Erle, Weide oder ungespritzten Obstbäumen) dienen zusätzlich als Futter und Beschäftigungsmaterial und geben den Vögeln Sichtschutz.

Eine kreative und abwechslungsreiche Fütterung von Frischfutter stellt für die Tiere ebenfalls eine gute Beschäftigungsmassnahme dar. Auf Zweige aufgespiesstes oder in Astgabeln deponiertes Futter, welches herausgezupft werden muss, bringt Abwechslung in den Futteralltag. Pflanzenhalme, die Samen enthalten, können zu Sträussen gebunden und aufgehängt werden.

Als Bewohner von Wüsten- und Halbwüstengebieten nehmen Wellensittiche gerne ein Bad im Sand und brauchen deshalb ein Sandbad. Einige Wellensittiche baden auch gerne im Wasser. Ein Wasserbad ist im Gegensatz zu einem Sandbad aber nicht zwingend.

Sepiaschalen und Kalksteine, welche an den Gitterstäben aufgehängt werden, dienen den Wellis als Kalklieferanten und Wetzstein für den Schnabel.

Als Bodengrund für die Voliere eignen sich Sand, Kieselsteine oder Naturprodukte wie beispielsweise Buchenholzgranulat oder Korkschrot.

Das gehört auf den Speiseplan

Freilebende Wellensittiche ernähren sich von nichts anderem als Sämereien von verschiedenen Gräsern. Ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Fütterung ist daher eine hochwertige und gut zusammengesetzte Körner- und Saatenmischung aus dem Zoofachhandel. Saaten, die einen hohen Ölgehalt aufweisen, sollten dabei nur in geringem Masse enthalten sein. Ergänzend dazu kann man den Vögeln ab und zu etwas Obst, Gemüse und frische Kräuter und etwa einmal im Monat Kolbenhirse geben.

An einem Kalkstein im Käfig können die Vögel nagen. Das ist gut für die Schnabelpflege und die Mineralien aus dem Stein sind wichtig für den Aufbau und den Erhalt der Knochen. Auch Sand brauchen die Wellis für die Verdauung. Die Sandkörner helfen ihnen, die gefressenen Körner im Magen zu zermahlen.

Natürlich brauchen Wellensittiche auch genügend Wasser zum Trinken. Dies sollte täglich frisch angeboten werden.

Nachwuchs durch Attrappen vermeiden

Beherbergt man ein Wellensittich-Paar muss man damit rechnen, dass es früher oder später zur Eiablage kommt. Damit kein Nachwuchs ausgebrütet wird, empfehlen wir, die Eier aus dem Nest zu entfernen und sie mit Kunststoffeiern auszutauschen. Werden nur die Eier entfernt und keine Attrappen als Ersatz zur Verfügung gestellt, legt das Weibchen automatisch neue Eier nach, was es mit der Zeit stark schwächt.

Lassen Sie die Ersatzeier so lange im Nest liegen, wie die Henne brütet. Dass kein Jungtier schlüpft, macht dem Vogel nichts aus. Das passiert in der Natur ebenfalls. Wenn die Vogelmutter das Brüten aufgibt, dann entfernen Sie das unechte Gelege.

Da die Fortpflanzung der Wellensittiche hoch ist, und es durchaus schwer ist, für alle Jungvögel ein gutes neues Zuhause zu finden, raten wir von einer Zucht ab.

Auf den richtigen Umgang kommt es an

Wellensittiche sind von Natur aus eher scheu und keine Streicheltiere. Der Reiz der Haltung liegt in der Beobachtung der Tiere. Es ist wichtig, dass man sich Wellis stets langsam und ohne hastige Bewegungen nähert. Auch sollten die Tiere nicht in die Hand genommen werden, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das Festgehaltenwerden stellt für den Sittich eine enorme Belastung dar und bei unsachgemässen Haltegriffen werden die Vögel zudem in ihrer Atmung eingeschränkt und können unter Umständen sogar verletzt werden.

Gesundheit und Hygiene

Eine artgerechte Haltung und eine gesunde Ernährung sind die beste Gesundheitsprophylaxe für Wellensittiche, denn Fütterungs- und Haltungsfehler können direkt oder auch indirekt zu vielen Krankheiten führen. Futter und Wasser müssen täglich frisch gereicht werden. Alte Futterreste sind zu entsorgen. Achten Sie darauf, dass die Voliere ein- bis zweimal pro Woche gründlich gereinigt und der Bodengrund ausgetauscht wird. Etwa viermal jährlich ist es zudem erforderlich, die Volieren vollständig zu desinfizieren. Bei einer Haltung in der Wohnung ist es empfehlenswert, die UV-Lampen alle 6 bis 12 Monate (je nach Hersteller) zu ersetzen.

Wie jedes andere Haustier ebenfalls, sollten auch Wellensittiche täglich beobachtet werden. So lassen sich gesundheitliche Probleme rasch erkennen (aufgeplustertes Gefieder, Augenausfluss, Niesen, Durchfall, andersfarbiger Kot, vergrösserter Kropf, Apathie, Juckreiz usw.). Fällt einem eine Veränderung im Verhalten oder dem Gesundheitszustand des Vogels auf, sollte man umgehend einen auf Vögel spezialisierten Tierarzt konsultieren.

 

DSC 0512